09. Hochverfügbarkeit und Disaster Recovery

In der IT- und SAP-Welt ist es von entscheidender Bedeutung, dass Systeme zuverlässig und verfügbar bleiben, selbst bei unerwarteten Ereignissen oder Hardware-Ausfällen. Hochverfügbarkeit und Disaster Recovery sind zwei zentrale Strategien, die dafür sorgen, dass SAP-Systeme kontinuierlich funktionieren und bei Störungen schnell wiederhergestellt werden können. In diesem Beitrag gehen wir auf verschiedene Konzepte und Technologien ein, die die Betriebsfähigkeit von SAP-Systemen sicherstellen.

Konzepte der Hochverfügbarkeit in SAP (Cluster, Failover)

Hochverfügbarkeit in SAP bezieht sich auf die Fähigkeit des Systems, auch bei Ausfällen von Hardware, Software oder Netzwerkdiensten ohne nennenswerte Unterbrechungen weiterzulaufen. Zwei Hauptkonzepte in diesem Bereich sind Cluster und Failover.

Cluster bestehen aus mehreren miteinander verbundenen Servern, die zusammenarbeiten, um die Ausführung von SAP-Anwendungen sicherzustellen. Fällt einer der Server aus, übernimmt ein anderer automatisch dessen Aufgaben, sodass es zu keiner nennenswerten Downtime kommt. Der Failover-Mechanismus sorgt dafür, dass im Falle eines Ausfalls eines SAP-Dienstes dieser automatisch auf einen anderen Knoten im Cluster umgeleitet wird, um die Verfügbarkeit des Systems zu gewährleisten.

SAP HA-Lösungen: Windows Cluster, Linux Cluster, VMware HA

Es gibt verschiedene Technologien, um Hochverfügbarkeit in SAP-Umgebungen umzusetzen. Zu den gängigsten Lösungen gehören Windows Cluster, Linux Cluster und VMware HA.

Windows Failover Clustering ist eine beliebte Lösung für SAP-Installationen auf Windows-Servern. Dabei werden mehrere Server in einem Cluster zusammengefasst, und im Falle eines Ausfalls eines Knotens übernimmt automatisch ein anderer die Aufgaben. Dies stellt sicher, dass kritische SAP-Anwendungen wie ERP oder NetWeaver stets verfügbar bleiben.

Linux Cluster bietet ähnliche Funktionen wie Windows Cluster, jedoch speziell für Linux-Umgebungen. Mit Lösungen wie Pacemaker und Corosync können SAP-Systeme auf mehreren physischen oder virtuellen Servern bereitgestellt werden, sodass bei einem Ausfall eines Servers der Betrieb automatisch auf einen anderen Server verlagert wird.

VMware HA ist eine virtuelle Hochverfügbarkeitslösung, die SAP-Instanzen innerhalb einer VMware-Umgebung absichert. Fällt eine virtuelle Maschine oder der zugrundeliegende Host aus, sorgt VMware HA dafür, dass die betroffenen SAP-Instanzen auf einem anderen Host innerhalb des Clusters automatisch neu gestartet werden.

SAP Disaster-Recovery-Strategien: Notfallhandbuch, regelmäßige Tests

Disaster Recovery (DR) ist die Strategie, die sicherstellt, dass ein SAP-System nach einem katastrophalen Ausfall, wie etwa einem kompletten Serverausfall, einem Hardwaredefekt oder sogar einem Rechenzentrumsausfall, wiederhergestellt werden kann. Ein klar definiertes Notfallhandbuch, das alle Schritte zur Wiederherstellung des Systems beschreibt, ist hier von großer Bedeutung.

Ein gutes Disaster-Recovery-Konzept sollte regelmäßig getestet werden, um sicherzustellen, dass alle Prozesse im Ernstfall reibungslos ablaufen. Dies umfasst die Wiederherstellung von Backups, die Überprüfung der Netzwerkverbindungen und das Testen der Failover-Prozesse. Es ist wichtig, dass alle beteiligten Teams im Unternehmen, von IT bis zur Geschäftsleitung, die Notfallpläne kennen und entsprechend geschult sind.

Backup- und Wiederherstellungsstrategien für Hochverfügbarkeitsumgebungen

Eine erfolgreiche Backup- und Wiederherstellungsstrategie ist das Rückgrat eines jeden Hochverfügbarkeits- und Disaster-Recovery-Plans. In einer SAP-Umgebung bedeutet dies regelmäßige, automatisierte Backups aller kritischen Daten und Konfigurationen. Es sollten vollständige Backups, inkrementelle Backups und differenzielle Backups erstellt werden, um im Ernstfall eine schnelle Wiederherstellung zu gewährleisten.

Besondere Aufmerksamkeit sollte der Implementierung von Offsite-Backups gewidmet werden, die im Falle eines Ausfalls des Hauptrechenzentrums verwendet werden können. Diese Backups sollten sicher verschlüsselt und regelmäßig getestet werden, um sicherzustellen, dass sie im Notfall funktionsfähig sind.

Disaster Recovery in Cloud-Umgebungen

Mit dem zunehmenden Einsatz von Cloud-Lösungen verlagern viele Unternehmen ihre Disaster-Recovery-Strategien in die Cloud. SAP-Systeme können in einer Cloud-Umgebung gespiegelt werden, sodass im Falle eines Ausfalls der primären Infrastruktur schnell auf die Cloud-Ressourcen umgeschaltet werden kann.

Viele Cloud-Anbieter, darunter Amazon Web Services (AWS), Microsoft Azure und Google Cloud, bieten speziell auf SAP abgestimmte Disaster-Recovery-Lösungen an. Diese umfassen automatische Failover-Prozesse, die auf geografisch verteilten Rechenzentren basieren, sowie die Möglichkeit, SAP-Backups in der Cloud zu speichern und bei Bedarf schnell wiederherzustellen.

Cloud-basierte Disaster-Recovery-Lösungen bieten den Vorteil, dass sie flexibel, skalierbar und kosteneffizient sind. Sie ermöglichen es Unternehmen, ihre Daten und Anwendungen über mehrere Standorte hinweg zu schützen und im Falle eines katastrophalen Ausfalls schnell wieder in Betrieb zu nehmen.

 

Hochverfügbarkeit und Disaster Recovery sind entscheidend, um den kontinuierlichen Betrieb von SAP-Systemen sicherzustellen. Mit Technologien wie Clustering, Failover und Cloud-Disaster-Recovery-Lösungen können Unternehmen sicherstellen, dass ihre SAP-Systeme auch bei schwerwiegenden Störungen schnell wieder einsatzbereit sind. Regelmäßige Tests, gut dokumentierte Notfallhandbücher und eine effektive Backup-Strategie sind dabei unerlässlich, um die Datenintegrität und Verfügbarkeit des Systems zu gewährleisten.